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konzept:inverted_classroom

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konzept:inverted_classroom [2023/12/05 22:20] – [Die zweite Herausforderung: Was tun mit der gewonnenen Zeit?] adminkonzept:inverted_classroom [2024/04/11 12:13] (aktuell) – [Die erste Herausforderung: Wie bereiten sich die Studierenden wirklich vor?] tanja_s
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 +=====Inverted Classroom=====
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 Das "umgedrehte Klassenzimmer" ist ein Lehrkonzept, das entstanden ist, um Studierende genau dann persönlich zu unterstützen, wenn sie es am meisten brauchen - beim Lernen. Anstatt die Inhalte im Hörsaal zu vermitteln, erarbeiten sich Studierende diese schon selbständig vor der Veranstaltung zu Hause. Während der gemeinsamen Zeit in der Veranstaltung - egal ob im Hörsaal oder via Webkonferenz - wird die Zeit genutzt für Übungen, Diskussionen, Rechenaufgaben, gemeinsames Philosophieren usw. Das "umgedrehte Klassenzimmer" ist ein Lehrkonzept, das entstanden ist, um Studierende genau dann persönlich zu unterstützen, wenn sie es am meisten brauchen - beim Lernen. Anstatt die Inhalte im Hörsaal zu vermitteln, erarbeiten sich Studierende diese schon selbständig vor der Veranstaltung zu Hause. Während der gemeinsamen Zeit in der Veranstaltung - egal ob im Hörsaal oder via Webkonferenz - wird die Zeit genutzt für Übungen, Diskussionen, Rechenaufgaben, gemeinsames Philosophieren usw.
  
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   * Starten Sie gleich mit einer Gruppenarbeit oder Murmelrunde, die den Lehrstoff zum Inhalt hat. Das ist sehr aktivierend und verbindet die Vorbereitungsphase gleich mit der Präsenz.   * Starten Sie gleich mit einer Gruppenarbeit oder Murmelrunde, die den Lehrstoff zum Inhalt hat. Das ist sehr aktivierend und verbindet die Vorbereitungsphase gleich mit der Präsenz.
   * Geben Sie bei den vorbereitenden Aufgaben die ungefähre Bearbeitungszeit an. Es ist leichter sich einem "Lernpaket" zu widmen, wenn man weiß, dass man z.B. für Video + Text ca. 40 Minuten einplanen sollte.    * Geben Sie bei den vorbereitenden Aufgaben die ungefähre Bearbeitungszeit an. Es ist leichter sich einem "Lernpaket" zu widmen, wenn man weiß, dass man z.B. für Video + Text ca. 40 Minuten einplanen sollte. 
-  * Wenn Sie wissen möchten, was noch unklar geblieben ist von den Inhalten, hier zwei Vorschläge, die besser funktionieren als die Frage "Gibt es noch Fragen?": 
  
-  - Bitten Sie die Studierenden mit dem Smartphone via tweedback anonym auf die Chatwall zu schreiben, was ihnen noch unklar ist (auch bekannt als "muddiest point" Feedback). Sie können es so einstellen, dass nur Sie sehen, was gepostet wird. Alternativ lassen Sie alle gleich live mitverfolgen was eingetragen wird und lassen Sie die Studierenden die wichtigsten Punkten voten. +Wenn Sie wissen möchten, was noch unklar geblieben ist von den Inhalten, hier zwei Vorschläge, die besser funktionieren als die Frage "Gibt es noch Fragen?": 
-  Geben Sie den Studierenden 5-7 Minuten Zeit sich in einer kleinen Gruppe oder dem Nachbarn über die Inhalte auszutauschen und aus dem Gespräch mit mindestens einer Frage zurückzukommen, die sie noch haben. Funktioniert auch online sehr gut mit Break-out-Sessions.+ 
 +++++🔽 Muddiest Point Was ist noch unklar?|Bitten Sie die Studierenden mit dem Smartphone via tweedback anonym auf die Chatwall zu schreiben, was ihnen noch unklar ist (auch bekannt als "muddiest point" Feedback). Sie können es so einstellen, dass nur Sie sehen, was gepostet wird. Alternativ lassen Sie alle gleich live mitverfolgen was eingetragen wird und lassen Sie die Studierenden die wichtigsten Punkten voten.++++ 
 +++++🔽 Fragen formulieren als Aufgabe|Geben Sie den Studierenden 5-7 Minuten Zeitsich in einer kleinen Gruppe oder mit dem Nachbarn über die Inhalte auszutauschen und aus dem Gespräch mit mindestens einer Frage zurückzukommen, die sie noch haben. Funktioniert auch online sehr gut mit Break-out-Sessions.++++
  
 ==== Die zweite Herausforderung: Was tun mit der gewonnenen Zeit? ==== ==== Die zweite Herausforderung: Was tun mit der gewonnenen Zeit? ====
  
 Für ein Seminar mit überschaubarer Gruppengröße ist das vergleichsweise einfach. Hier bieten sich fachspezifisch relevante Aufgaben an, die in Gruppen bearbeitet werden. Lösungswege, Stolpersteine und Ergebnisse können gemeinsam mit allen diskutiert werden. Für größere Veranstaltungen v.a. im kinobestuhlten Hörsaal ist das nicht mehr ganz so leicht. Wenn das Lernen vor Ort wirklich im Mittelpunkt stehen soll, dann brauchen Sie (neue) Methoden, die genau das fördern. Hier kommen zwei Vorschläge: Für ein Seminar mit überschaubarer Gruppengröße ist das vergleichsweise einfach. Hier bieten sich fachspezifisch relevante Aufgaben an, die in Gruppen bearbeitet werden. Lösungswege, Stolpersteine und Ergebnisse können gemeinsam mit allen diskutiert werden. Für größere Veranstaltungen v.a. im kinobestuhlten Hörsaal ist das nicht mehr ganz so leicht. Wenn das Lernen vor Ort wirklich im Mittelpunkt stehen soll, dann brauchen Sie (neue) Methoden, die genau das fördern. Hier kommen zwei Vorschläge:
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 +++++🔽 Aktives Plenum - Den Studierenden die Verantwortung übergeben|
  
   * **Aktives Plenum**. Die Idee ist hier, dass Sie die Lösung einer Aufgabe komplett in die Verantwortung der Studierenden legen. Angenommen, Sie möchten, dass die Studierenden ein Problem aus der Thermodynamik lösen. Dann stellen Sie die Aufgabe vor und bitten zwei Studierende um Unterstützung, die nach vorne kommen. Eine Person schreibt an die Tafel (oder E-Kreide oder Etherpad...), was die Kommilitonen im weiteren Verlauf diktieren. Die andere Person überblickt die Gruppe und moderiert d.h. ruft nacheinander Personen auf und fragt bei Unklarheiten, was genau notiert werden soll. Beide tragen (und das ist entscheidend!) keine inhaltliche Verantwortung. Dann gehen Sie nach hinten und damit aus dem Blickfeld der Studierenden und überlassen Ihnen die Lösung. Vielleicht müssen Sie anfangs etwas Stille aushalten. In der Regel geht es aber irgendwann voran. Greifen Sie nur ein, wenn Sie merken, dass der Lösungsweg komplett falsch ist oder wirklich niemand auf den nächsten Schritt kommt. Ansonsten lassen Sie Fehler und Sackgassen soweit möglich zu - genau so funktioniert das Lernen.   * **Aktives Plenum**. Die Idee ist hier, dass Sie die Lösung einer Aufgabe komplett in die Verantwortung der Studierenden legen. Angenommen, Sie möchten, dass die Studierenden ein Problem aus der Thermodynamik lösen. Dann stellen Sie die Aufgabe vor und bitten zwei Studierende um Unterstützung, die nach vorne kommen. Eine Person schreibt an die Tafel (oder E-Kreide oder Etherpad...), was die Kommilitonen im weiteren Verlauf diktieren. Die andere Person überblickt die Gruppe und moderiert d.h. ruft nacheinander Personen auf und fragt bei Unklarheiten, was genau notiert werden soll. Beide tragen (und das ist entscheidend!) keine inhaltliche Verantwortung. Dann gehen Sie nach hinten und damit aus dem Blickfeld der Studierenden und überlassen Ihnen die Lösung. Vielleicht müssen Sie anfangs etwas Stille aushalten. In der Regel geht es aber irgendwann voran. Greifen Sie nur ein, wenn Sie merken, dass der Lösungsweg komplett falsch ist oder wirklich niemand auf den nächsten Schritt kommt. Ansonsten lassen Sie Fehler und Sackgassen soweit möglich zu - genau so funktioniert das Lernen.
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 +++++🔽 Peer Instruction - Gemeinsam auf Lösungen kommen| 
   * **Peer Instruction**. Hinter dieser Methode steht die Idee, dass sich Studierende manchmal gegenseitig besser Dinge erklären können, weil sie auf der gleichen Erfahrungsstufe stehen und noch keinen "Expertenkopf" haben. Um das zu fördern, stellen Sie Studierenden eine Frage und geben Sie wie beim Quiz mehrere mögliche Antworten vor. Am einfachsten geht das mit dem extra dafür gemachten Quiztool PINGO. Lassen Sie die Studierenden abstimmen. Wenn das Ergebnis nicht eindeutig ausfällt, dann geben Sie den Studierenden 3-5 Minuten um mit dem Nachbarn ihre Antwort zu diskutieren und gemeinsam zu überlegen, was richtig ist. Dann lassen Sie die Studierenden nochmal abstimmen und sehen dann gleich den Vergleich beider Ergebnisse. Falls immer noch zu viele falsche Antworten empfiehlt es sich das Thema nochmal zu vertiefen und die Lösung herzuleiten.   * **Peer Instruction**. Hinter dieser Methode steht die Idee, dass sich Studierende manchmal gegenseitig besser Dinge erklären können, weil sie auf der gleichen Erfahrungsstufe stehen und noch keinen "Expertenkopf" haben. Um das zu fördern, stellen Sie Studierenden eine Frage und geben Sie wie beim Quiz mehrere mögliche Antworten vor. Am einfachsten geht das mit dem extra dafür gemachten Quiztool PINGO. Lassen Sie die Studierenden abstimmen. Wenn das Ergebnis nicht eindeutig ausfällt, dann geben Sie den Studierenden 3-5 Minuten um mit dem Nachbarn ihre Antwort zu diskutieren und gemeinsam zu überlegen, was richtig ist. Dann lassen Sie die Studierenden nochmal abstimmen und sehen dann gleich den Vergleich beider Ergebnisse. Falls immer noch zu viele falsche Antworten empfiehlt es sich das Thema nochmal zu vertiefen und die Lösung herzuleiten.
  
-====Möglicher Ablauf====+++++
  
-1. Nutzen Sie am besten eine Veranstaltung live oder online um das Konzept mit seinen Vorteilen vorzustellen.  + 
-2. Sagen Sie den Studierenden ab wann und wo sie sich das Material anschauen können, sehr gut eignet sich ISIS/Moodle. +==== Möglicher Ablauf ==== 
-3. Wenn Sie bei 1. Vorteile versprochen haben, sollte dieses Versprechen nun in der Lehrveranstaltung eingelöst werden und der Mehrwert für die Studierenden durch echte Lernzeit erlebbar werden.+ 
 +  - Nutzen Sie am besten eine Veranstaltung live oder online um das Konzept mit seinen Vorteilen vorzustellen. 
 +  Sagen Sie den Studierenden ab wann und wo sie sich das Material für die nächste Woche anschauen können. Sehr gut eignet sich in ISIS/Moodle dafür die Aktivität "Buch" oder auch eine "Textseite", auf der alle relevanten Materialen zusammengestellt sindFalls Sie interessantes, aber nicht nötiges Zusatzmaterial einstellen, dann kennzeichnen Sie das auch als solches 
 +  - Wenn Sie bei 1. Vorteile versprochen haben, sollte dieses Versprechen nun in der Lehrveranstaltung eingelöst werden und der Mehrwert für die Studierenden durch echte Lernzeit erlebbar werden.
  
 Sie müssen nicht das ganze Semester als Inverted Classroom konzipieren. Eine gewisse Regelmäßigkeit z.B. über 4 oder 6 Termine ist aber hilfreich, um davon zu profitieren. Sie müssen nicht das ganze Semester als Inverted Classroom konzipieren. Eine gewisse Regelmäßigkeit z.B. über 4 oder 6 Termine ist aber hilfreich, um davon zu profitieren.
  
 +==== Gemeinsam nachdenken ====
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 +Wenn Sie jetzt denken: klingt gut, aber es gibt noch lose Enden, dann schreiben Sie uns. Zusammen finden wir sicher ein rundes Konzept: [[mailto:teamdigit@zewk.tu-berlin.de|teamdigit@zewk.tu-berlin.de]]
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 +Zum Weiterlesen:
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 +  * [[medien:lehrvideos_allgemein|Lehrvideos für die Hochschullehre]]
 +  * [[isis:lernfreundlich|Klare Struktur im ISIS-Kurs]]
 +  * [[https://www.youtube.com/watch?v=5RxFIKQieWM|Video zum Inverted Classroom von Prof. Christian Spannagel (12:28)]]