Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


konzept:inverted_classroom

Dies ist eine alte Version des Dokuments!


Das „umgedrehte Klassenzimmer“ ist ein Lehrkonzept, das entstanden ist, um Studierende genau dann persönlich zu unterstützen, wenn sie es am meisten brauchen - beim Lernen. Anstatt die Inhalte im Hörsaal zu vermitteln, erarbeiten sich Studierende diese schon selbständig vor der Veranstaltung zu Hause. Während der gemeinsamen Zeit in der Veranstaltung - egal ob im Hörsaal oder via Webkonferenz - wird die Zeit genutzt für Übungen, Diskussionen, Rechenaufgaben, gemeinsames Philosophieren usw.

Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen mögen einwenden, dass das Konzept nicht ganz neu ist: Vor dem Seminar Texte zu lesen, die dann gemeinsam besprochen werden, ist bei ihnen in vielen Fächern Standard. Aber digitale Medien, allen voran das zunehmend einfacher zu produzierende Lehrvideo, aber auch der Rückgriff auf bestehende Medien online oder die kreative Nutzung von H5P ermöglichen dieses Konzept nun auch in allen anderen Disziplinen und mit größerer Vielfalt.

Die erste Herausforderung: Wie bereiten sich die Studierenden wirklich vor?

Zunächst ist festzustellen: So lange nur wenige Lehrveranstaltungen als Inverted Classroom konzipiert sind, brauchen auch Studierende etwas Eingewöhnungszeit. Wenn also die ersten ein, zwei Mal nicht alle bestens vorbereitet sind, besteht noch kein Grund zur Sorge. Bewährt haben sich folgende Tipps aus der Praxis:

  • Wiederholen Sie keine Inhalte aus der Vorbereitungszeit. Fragen dazu sind natürlich möglich und willkommen, aber fassen Sie nicht nochmal alles zusammen. Sonst könnte man sich auch fortan darauf verlassen, dass Sie nochmal „alle abholen“.
  • Starten Sie gleich mit einer Gruppenarbeit oder Murmelrunde, die den Lehrstoff zum Inhalt hat. Das ist sehr aktivierend und verbindet die Vorbereitungsphase gleich mit der Präsenz.
  • Geben Sie bei den vorbereitenden Aufgaben die ungefähre Bearbeitungszeit an. Es ist leichter sich einem „Lernpaket“ zu widmen, wenn man weiß, dass man z.B. für Video + Text ca. 40 Minuten einplanen sollte.
  • Wenn Sie wissen möchten, was noch unklar geblieben ist von den Inhalten, hier zwei Vorschläge, die besser funktionieren als die Frage „Gibt es noch Fragen?“:
  1. Bitten Sie die Studierenden mit dem Smartphone via tweedback anonym auf die Chatwall zu schreiben, was ihnen noch unklar ist (auch bekannt als „muddiest point“ Feedback). Sie können es so einstellen, dass nur Sie sehen, was gepostet wird. Alternativ lassen Sie alle gleich live mitverfolgen was eingetragen wird und lassen Sie die Studierenden die wichtigsten Punkten voten.
  2. Geben Sie den Studierenden 5-7 Minuten Zeit sich in einer kleinen Gruppe oder dem Nachbarn über die Inhalte auszutauschen und aus dem Gespräch mit mindestens einer Frage zurückzukommen, die sie noch haben. Funktioniert auch online sehr gut mit Break-out-Sessions.

Die zweite Herausforderung: Was tun mit der gewonnenen Zeit?

Für ein Seminar mit überschaubarer Gruppengröße ist das vergleichsweise einfach. Hier bieten sich fachspezifisch relevante Aufgaben an, die in Gruppen bearbeitet werden. Lösungswege, Stolpersteine und Ergebnisse können gemeinsam mit allen diskutiert werden. Für größere Veranstaltungen v.a. im kinobestuhlten Hörsaal ist das nicht mehr ganz so leicht. Wenn das Lernen vor Ort wirklich im Mittelpunkt stehen soll, dann brauchen Sie (neue) Methoden, die genau das fördern. Hier kommen zwei Vorschläge:

  • Aktives Plenum. Die Idee ist hier, dass Sie die Lösung einer Aufgabe komplett in die Verantwortung der Studierenden legen. Angenommen, Sie möchten, dass die Studierenden ein Problem aus der Thermodynamik lösen. Dann stellen Sie die Aufgabe vor und bitten zwei Studierende um Unterstützung, die nach vorne kommen. Eine Person schreibt an die Tafel (oder E-Kreide oder Etherpad…), was die Kommilitonen im weiteren Verlauf diktieren. Die andere Person überblickt die Gruppe und moderiert d.h. ruft nacheinander Personen auf und fragt bei Unklarheiten, was genau notiert werden soll. Beide tragen (und das ist entscheidend!) keine inhaltliche Verantwortung. Dann gehen Sie nach hinten und damit aus dem Blickfeld der Studierenden und überlassen Ihnen die Lösung. Vielleicht müssen Sie anfangs etwas Stille aushalten. In der Regel geht es aber irgendwann voran. Greifen Sie nur ein, wenn Sie merken, dass der Lösungsweg komplett falsch ist oder wirklich niemand auf den nächsten Schritt kommt. Ansonsten lassen Sie Fehler und Sackgassen soweit möglich zu - genau so funktioniert das Lernen.
  • Peer Instruction.
War dieser Artikel hilfreich?-10+1
konzept/inverted_classroom.1701769622.txt.gz · Zuletzt geändert: 2023/12/05 10:47 von admin